Foto: © Hanka Schön
Feste und Bräuche
Vogelhochzeit und Maibaumwerfen sind neben Ostern und Weihnachten die wichtigsten Ereignisse im Jahreskreis der Kinder in der Lausitz. Tanz und Gesang begleiten diese Feste. Zur Kirmes treffen sich Familien und in manchen Dörfern werden Schaukeln und Schaubuden aufgestellt.
Die Lieder
Vogelhochzeit am 25. Januar
Alljährlich am 25. Januar bedanken sich die Vögel bei den Kindern dafür, dass sie den Winter über gefüttert werden. Amsel, Meise, Fink und Spatz legen den kleinen Tierfreunden etwas Süßes auf den Teller, der am Vorabend auf die Fensterbank gestellt wird. Man sagt, die Vögel feiern Hochzeit.
Im Kindergarten beginnen die Kinder schon kurz nach Weihnachten mit der Vorbereitung der Vogelhochzeit. Es wird gelost: Wer wird Braut und Bräutigam? Auch die Paten und die Gäste werden ausgewählt. Die „sroka“ (Elster) und der „hawron“ (Rabe) verkleiden sich als Brautpaar. Die jüngeren Kinder tragen Flügel aus Pappe und einen selbstgebastelten Schnabel im Gesicht, manche auch einen mit Federn verzierten Kopfschmuck. Die Vorschülerinnen tragen die sorbische Hochzeitstracht. Die Mädchen werden mit viel Zeitaufwand und Mühe von erfahrenen Frauen („hotowańča“) angekleidet.
Eine tragende Rolle hat der Hochzeitsbitter („braška“). Er lädt die Gäste ein, leitet die Hochzeitszeremonie und sorgt für Stimmung. Jedes Kind erhält eine Liedstrophe oder ein Gedicht, die für die große Aufführung im Januar auswendig gelernt werden. Auch Tänze werden einstudiert. Die Kinder singen und tanzen dann als Vögel oder in sorbischer Hochzeitstracht auf der Bühne und werden von stolzen Eltern und Großeltern bewundert.
Das Maibaumwerfen
Wo es grĂĽnt in den Bergen
Ein traditionelles Tanzfest ist das Maibaumwerfen im schönen Monat Mai. In vielen sorbischen Dörfern stellt die Jugend einen Maibaum auf dem Dorfplatz auf. Er wird bis zum Maibaumwerfen bewacht, denn Jugendliche aus anderen Dörfern versuchen nachts, ihn zu fällen. Dann darf sieben Jahre kein Maibaum aufgestellt werden.
Auch in Kindergärten und Schulen werden Maibäume aufgestellt, dort meistens vom Hausmeister. Bewacht werden müssen sie zum Glück nicht. Die Kinder lernen für das Fest Tänze, Gedichte und Reime auswendig. Zum Maibaumwerfen werden Eltern und Gäste geladen.
Zu Beginn tanzen die Mädchen in Tracht um den Maibaum, dabei halten sie meist bunte Bänder in den Farben Blau, Rot und Weiß in der Hand. Die Bänder sind am Maibaum befestigt und beim Tanzen entsteht ein geflochtenes Muster um den Stamm. An der Spitze des Maibaums, mehrere Meter hoch, thront ein Birkenbäumchen, geschmückt mit bunten Schleifen. Nun sind die jungen Burschen am Zug. Sie müssen nach dem Tanz den Stamm aus der Erde heben, bis er fällt. Im Kindergarten kommen die Spaten aus dem Sandkasten zum Einsatz.
Wenn der Baum fällt und am Boden liegt, rennen die Jungen los. Wer als erster einen Birkenzweig in der Hand hält, wird Maikönig („mejski kral“). Der Sieger darf sich seine Maikönigin aussuchen. In manchen Dörfern reitet das „Brautpaar“ dann hoch zu Ross und wird bejubelt. Das Lied „HdĹşeĹľ so mĂłdrja, zelenja …“ darf nicht fehlen.
Kirmes
Zur Kirmes trifft sich die Großfamilie. Es wird das eine oder andere Lied angestimmt. Im Mittelpunkt stehen Kuchen und leckere Speisen, die schon mal in der großen Schüssel zu Bruch gehen – wie im Lied „Rozbita škla“. Besonders freuen sich die Kinder, wenn auf dem Dorfplatz ein Karussel aufgestellt wird und es Losbuden und Leckereien gibt.
Preisträger im Wettbewerb Sächsischer Mitmach-Fonds, Kategorie Lebendige Zweisprachigkeit.